Es gab doch bestimmt auch unschöne Arbeitstage. Marco: Ja, aber auch diese besonders stressigen und anstrengenden Momente hatten Gutes. Dann saß man nach Feierabend mit dem Team bei einem Drink zusammen, erzählte sich Geschich- ten, lachte und ließ den Tag fröhlich ausklingen. Ich bin schnell aufgestiegen, bekam die Schicht- leitung. Auf ein gutes Teamgefühl habe ich immer großen Wert gelegt. 56ER UND IHR SCHREIBTISCH LABEL 56 Und Sie, Jordan, hatten zunächst andere Pläne? Jordan: Ursprünglich dachte ich, wir würden uns irgendwann in der Automobil-Branche selbststän- dig machen. Marco sah ich im kaufmännischen Bereich, mich im technischen. Ich dachte daran, Mechatroniker zu werden, aber das interessierte mich dann doch nicht. Oft holte ich ihn von der Arbeit ab und sah, wie glücklich ihn sein Job machte. Für mich konnte ich mir das damals nur deshalb nicht vorstellen, weil ich eine Barriere im Kopf hatte und dachte, ich könne keine Menschen bedienen, würde immer etwas fallenlassen. Allein die Vorstellung war mich schon unange- nehm. Doch mir war von Anfang an klar, dass ich etwas mit Marco zusammen auf die Beine stellen möchte. Warum wollten Sie unbedingt gemeinsam zu Unternehmern werden? Jordan: Es gibt einen Spruch, der mich im Kopf immer begleitet: “Wenn du schnell gehen willst, dann gehe alleine. Wenn du weit gehen willst, dann gehe zusammen mit anderen.” Marco und ich sind wie Brüder. Das sehen übrigens auch unsere Familien so. Unsere Eltern und unsere Frauen. Sind Sie bereits so geprägt, stammen aus Unternehmerfamilien? Jordan: Nein, mein Vater ist Musiker, meine Mutter Übersetzerin. Ich hatte aber schon immer den Wunsch nach Selbstständigkeit, wollte Geld verdienen und etwas erreichen. Als ich nach der neunten Klasse feststellte, dass die von mir zu- nächst angestrebte Ausbildung nicht zu mir passt, ging ich auf die kaufmännische Cusanusschule, machte den Realschulabschluss und absolvierte danach eine Ausbildung zum Hotelfachmann. Ins Hotel kam ich, weil ich mir zwar nicht vorstellen konnte, im Restaurant zu arbeiten, aber Marcos Begeisterung für die Arbeit mit und an Gästen mein Interesse geweckt hatte. Tatsächlich hat mir die Arbeit im Hotel viel Spaß gemacht. Außer- 39